Carlo Zottmann
Vor geraumer Zeit bin ich im Internet auf den Newsletter „Neues aus der Zukunft“ aufmerksam geworden. Das Besondere an NadZ ist, dass darin Entwicklungen, Trends und Neuigkeiten thematisiert werden, die heute noch nicht bedeutend sind, es aber künftig vielleicht werden könnten. Das Themenspektrum deckt Bereiche wie etwa das Gesundheitswesen, die IT, Industrie, Raumfahrt und weitere ab. Allen Inhalten gemein ist, dass sie in einem durchwegs optimistischen Ton gehalten sind und – im besten Falle – eine positivere Zukunft versprechen. In meinem Blogbeitrag stelle ich NadZ sowie den stets optimistischen Kopf hinter den Good News, Carlo Zottmann, im Rahmen eines Interviews vor.
Hallo Carlo, du bist der Initiator und Herausgeber von NadZ. Stell dich doch mal kurz vor, was treibst du den ganzen Tag so?
Servus! Ich bin freier Software-Entwickler, -Consultant und -Coach aus München. Meine Tage verbringe ich damit, zusammen mit meinen Kunden ihre meist webbasierten Projekte voranzubringen. Das beinhaltet in der Regel sowohl die Planung als auch die eigentliche Entwicklung, hin und wieder aber auch das Coaching von Mitarbeitern oder die Optimierung von bestehenden Prozessen. Ich bin seit 2009 selbstständig und habe (fast immer) noch Spaß daran.
Damit es mir nicht langweilig wird, verschenke ich darüber hinaus alle paar Wochen im Rahmen einer
“pay it forward”-Idee meine professionelle Beratung an Münchner, die Ideen haben und etwas Hilfe benötigen: unter
45mins.de. Das bringt mir aus monetärer Sicht zwar nichts ein, aber es ist gut fürs Karma!
Und – last but not least – habe ich selbst noch diverse private Projekte laufen, mit denen ich nichts verdiene, aber die mich aus unterschiedlichen Gründen aufbauen. Dazu gehört auch Neues aus der Zukunft.
Bevor wir auf NadZ eingehen, würde mich noch eines interessieren: Worauf kommt es in deinem Job besonders an?
Kurz gesagt: Augenmaß und der dauernde Blick über den Tellerrand. Ich entwickle mittlerweile seit über 30 Jahren Software (oh Gott…), ich lerne ständig Neues und weiß daher, dass es keine Lösung, Programmiersprache oder -umgebung gibt, die zufriedenstellend alle Anforderungen bedienen kann. Über die Jahre habe ich mit sehr vielen Tools an sehr vielen und sehr verschiedenen Systemen gearbeitet; das hilft mir bei der Planung und Umsetzung neuer Projekte.
Wichtig dabei ist zu verstehen, was der Kunde erreichen möchte, und dann zu schauen, ob und wie dieses Ziel umgesetzt werden kann. Und nicht immer bin ich die richtige Person für den Job. Das zu erkennen und auch auszusprechen ist wichtig, man tut dem Kunden und sich selbst schließlich keinen Gefallen, wenn man davor die Augen verschließt. Denn früher oder später holt einen diese Tatsache ein.
Ich glaube, als Freelancer ist es noch wichtiger als in einer Festanstellung, sich darüber im Klaren zu sein, was man leisten kann, was man selbst möchte, und auch, was man
nicht möchte — in technischer, menschlicher und zeitlicher Hinsicht –, um dann das Mögliche nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen.
Wenn man dann noch etwas Sozialkompetenz mitbringt, läuft alles gleich viel runder. Mein persönliches Lebensmotto ist
“Dont’t be a dick”, und damit fahre ich auch im Job sehr gut. Dazu gehört es allerdings, eigene Fehler zugeben zu können. Denn Fehler passieren nun mal und man sollte aus ihnen lernen, um sie nicht zu wiederholen.
Lass uns jetzt über „Neues aus der Zukunft“ sprechen. Hier werden teilweise hochkomplexe wissenschaftliche Themen so aufbereitet, dass der Mehrwert für jedermann (auch mich 😉 ) ersichtlich ist. Was hat es damit auf sich, wie kam es dazu?
“Neues aus der Zukunft” ist ein Newsletter mit Meldungen, die vor fünf Jahren Science Fiction waren und heute „nur noch“ Science sind. Ich suche deswegen nach Neuigkeiten, Entdeckungen und Themen, die in nicht allzu ferner Zeit das Potenzial zur Lösung heutiger Probleme enthalten könnten und daher Grund zur Hoffnung bieten.
Die #1 kam im September 2013 heraus. Mir fiel damals im Bekanntenkreis auf, dass die Leute primär die negativ besetzten Tagesnachrichten mit Katastrophen und Hiobsbotschaften aufnahmen. Aber es gibt unglaublich viele gute Nachrichten, von denen allerdings kaum jemand etwas erfährt! Die (für mich) wichtigeren, weil interessanteren und zukunftsbejahenderen Themen, die optimistisch stimmen, die muss man mit der Lupe suchen – und das ist tragisch.
Ich meine, sieh Dir die Forschung und Erfolge in grüner Energietechnik, in Robotik, in künstlicher Intelligenz, in kommerzieller Raumfahrt usw. an! Private Raumfahrtunternehmen landen ihre gebrauchten Raketenstufen auf der Erde, um sie wiederzuverwenden. (Überhaupt: Es gibt nicht-staatliche Raumfahrtunternehmen!) Menschen entwickeln Materialien, die superstabil und dabei so leicht sind, dass ein daumengroßer Würfel auf einer Pusteblume balanciert werden kann. Elektrische Automobile können mittlerweile hunderte Kilometer mit einer Batterieladung fahren. Gentherapien werden am Markt zugelassen. Die Langlebigkeits- und Gesundheitsforschung macht riesige Fortschritte. Und so weiter. Mich stimmt das alles sehr hoffnungsvoll. Aber in der Tagesschau findet man dazu nicht so viele Meldungen.
Also kam ich auf die Idee, einen E-Mail-Newsletter herauszugeben. Kaum einer von denen, die ich ansprechen wollte, las bewusst Blogs. Und wenn doch, dann nicht regelmäßig. Aber eine Email-Adresse hatte jeder!
So ist NadZ entstanden.
Wie und wo findest du diese Meldungen?
Hauptsächlich in englischsprachigen Blogs, Fachpublikationen, auf Reddit, über Newsletter und Podcasts.
Wie sehen deine Präferenzen dabei aus, selektierst du die Inhalte nach bestimmten Themengebieten?
Meine Interessen sind da recht weit gefächert. Als meine persönlichen Lieblinge sehe ich allerdings die Themenbereiche Langlebigkeitsforschung, Biotech und Raumfahrt an. Generell kann man sagen, dass ich viele Nachrichtenkanäle verfolge, und wenn mir etwas ein “Whoa!” entlockt, sind die Chancen recht gut, dass es in der nächsten Ausgabe landet.
Lässt sich das überhaupt mit deinem Job vereinbaren? Reich wirst du mit NadZ sicherlich nicht werden.
Hehe, nein, aber mir war von Anfang an klar, dass ich mit dem Newsletter nichts verdienen werde. NadZ enthält keine Werbung, aber dafür sehr viel Herzblut.
Und nicht jeder Erfolg lässt sich monetär ausdrücken. Vor zwei Jahren wurde NadZ für den
Grimme Online Award 2014 nominiert, das war ein großes Highlight für mich.
Nichtsdestotrotz hat sich in den drei Jahren seiner Existenz das Format schon verändert; anfangs habe ich sehr viel geschrieben, Fachthemen und Artikel im Englischen gelesen und auf Deutsch zusammengefasst. Das hat sehr viel Zeit und Energie in Anspruch genommen. Nach ein bis zwei Jahren musste ich einsehen, dass ich das Konzept verändern oder den Newsletter einstellen muss, weil ich es schlichtweg nicht mehr geschafft habe.
Erst habe ich den Turnus verändert: von ursprünglich einer Woche auf zwei Wochen, später wurden die Abstände etwas variabler, der Umfang der Ausgaben veränderte sich usw. Hin und wieder entstanden dann größere Lücken …
Seit November letzten Jahres bis vor Kurzem klaffte ebenfalls eine solche. Wie sieht der aktuelle Status rund um den Newsletter aus?
Die gute Nachricht ist: Im Mai kam die neue Ausgabe heraus, die ich als eine Art Reboot betrachte: überarbeitete Website, frischer Look, angepasstes Format.
Im Gegensatz zu früher werde ich nicht mehr alle englischsprachigen Artikel übersetzen, sondern eher das Konzept einer kuratierten Linksammlung verfolgen – mit Artikel-Link, einem kurzen Exzerpt und/oder ein bis zwei Sätzen auf Deutsch.
Inhaltlich werde ich die Bedeutung von technologischen Fortschritten auf die Gesellschaft mehr thematisieren und nicht nur die Entwicklung an sich. Die Dinge, die wir entwickeln, verändern die Welt – und auch uns selbst. Unser Zusammenleben wird sich wandeln, durch Robotik, Automatisierung und künstliche Intelligenz werden sehr viele Jobs verschwinden. Der Aufwand und die Kosten für die Herstellung von Nahrung, täglichen Nutzgütern und Energie fallen, und das eröffnet wahnsinnig interessante soziale Möglichkeiten. Das finde ich spannend, inspirierend, wichtig und unbedingt wert, diskutiert zu werden.
Neue Ausgaben erscheinen dann, wenn ich genügend Material gesammelt habe und nicht mehr in festen Abständen. Das setzt mich nicht so unter Druck und erhöht hoffentlich auch bei den Leser*innen die Vorfreude auf den nächsten Newsletter.
Vielen Dank, Carlo. Ich bin mir sicher, dass sich alle Abonnenten und Besucher der Webseite darüber sehr freuen. Ich für meinen Fall tue es jedenfalls. Es wäre klasse, wenn wir darüber hinaus das Interesse des einen oder anderen neuen Lesers wecken konnten.
Es lohnt sich übrigens durchaus, bei „Neues aus der Zukunft“ einen Blick ins Archiv zu werfen. Denn für einige der älteren Meldungen hat die Zukunft (immer) noch nicht begonnen — andere dagegen haben es inzwischen aus dem Labor auf den Markt geschafft.
Hier geht’s zur Website und
hier kann man sich für den Newsletter anmelden. Kein Spam, kein Adresshandel, Ehrenwort! 🙂 Und für professionelle Anfragen darf ich auf
meine Firmensite verweisen.
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