PR-Tools sind eine tolle Sache, mit einem Wermutstropfen: Sie müssen – wie andere Werkzeuge auch – gepflegt werden. Das gilt sowohl für Software als auch für Hardware, wie sie mancher Old-School-PR-Journalist trotz des allgegenwärtigen Smartphones nach wie vor schätzt, nämlich die Systemkamera oder Spiegelreflexkamera. Ihre Vorzüge hat PR-Veteran Ralf Dunker in seinem Blog-Beitrag von letzter Woche überzeugend geschildert. Vorenthalten hat er uns dagegen die notwendigen und zeitraubenden Reinigungsarbeiten, die wiederum des Einsatzes weiterer Tools bedürfen…
Tools zum Reinigen der Tools
Nach dem klangvollen „Klack, klack, klack, klack…“, das der Spiegelschlag erzeugt, folgt nach dem Shooting das kakofone „Pft, pft, pft, pft…“ Dieses unschöne Geräusch produzieren Freunde der DSLR (Digital Single Lens Reflex) mit einem kleinen Silikon-Blasebalg, mit dem sie sanft feinsten Staub von Gehäuse, Objektiven und Sensor pusten. Etwas mehr Wind machen spezielle Druckluftsprays, die allerdings nicht für den Sensor benutzt werden dürfen. Ferner schwören Liebhaber exquisiter Fotoausrüstungen auf diverse Staubpinsel sowie fusselfreie Tücher aus Mikrofaser für optische Oberflächen, eventuell in Verbindung mit einer speziellen Reinigungsflüssigkeit. Für schwer zugängliche Ritzen und Rillen wickeln sie die Läppchen auch um einen Zahnstocher oder Spatel. Der Einzelhandel bietet eine erstaunliche Auswahl an „putzigen“ Utensilien feil, deren Anblick Unbedarfte nicht selten an das Handwerkszeug eines Visagisten oder Proktologen erinnert.
Staub, nichts als Staub
Der penibelste Putzer kann aller Sorgfalt zum Trotz weder Schmutz noch Staub auf Dauer verbannen, der in Form von Blütenstaub, Pollen, Hautschuppen, Rußpartikeln usw. im Laufe der Zeit den Weg in die Kamera findet, beispielsweise beim Objektivwechsel. Nicht zuletzt kommt der Dreck auch von innen, zum Beispiel durch Abrieb von beweglichen Teilen. Eine Verschmutzung der Optik oder des Sensors ist also auf lange Sicht unvermeidlich. Der Prozess lässt sich lediglich hinauszögern, nicht nur durch akribisches Reinigen, sondern auch durch den angemessenen Transport und Umgang bei der Arbeit: Der Objektivwechsel sollte schnell und nicht gerade in einer U-Bahnstation der Londoner Tube vonstattengehen, in der einem über 150 Jahre alter Dreck um die Ohren fegt. Nicht zu vergessen ist die richtige Lagerung; die Kamera sollte nicht ohne Objektiv oder Gehäusedeckel und außerdem möglichst staubfrei aufbewahrt werden.
Feindlicher Fungus im Fokus
Außerdem empfiehlt sich eine trockene Lagerstätte mit guter Belüftung. Bewährt haben sich Silikagel-Beutel in den Fototaschen und Schränken. Ansonsten öffnet man dem nächsten Widersacher der Spiegelreflexkamera Tür und Tor: dem gefürchteten Glaspilz, genannt Fungus. Als milchig-weißes Geflecht breitet er sich auf den Glasoberflächen der Objektive aus, meist vom Glasrand weg nach innen. Glaspilze ernähren sich nicht vom Glas selbst, sondern von Materialien wie Klebstoffen und Gummi. Wie könnte es anders sein – auch Staub und Hautfett bieten einen guten Nährboden – damit tun Putzteufel also gut daran, an den erwähnten Reinigungsritualen festzuhalten. Die Furcht vor dem Fungus ist groß, da viele Fachleute davon ausgehen, dass er durch Sporenbildung auch andere Kameras und Objektive befällt. Der Pilz kann das Glas im schlimmsten Falle durch seine Stoffwechselprodukte regelrecht verätzen. Eine Reparatur ist oft nicht mehr möglich, zumal manche Dienstleister die Annahme kontaminierter Kameras verweigern. Da hilft nur, Feuchtigkeit von vornherein zu vermeiden.
Fotoaufnahmen in Gewächshäusern oder ein Wechsel von kalt zu warm bergen immer das Risiko der Kondenswasserbildung. Nach einer winterlichen Fotosession ist es ratsam, das Objektiv erst abzunehmen, wenn sich die Kamera aufgewärmt hat. Besonders Vorsichtige tüten ihren Liebling nach einem Aufenthalt im Kalten in einen verschließbaren Plastikbeutel ein und warten, bis er sich der Umgebungstemperatur angepasst hat. Das Kondensat schlägt sich dann auf der Tüte nieder, nicht auf der Kamera.
Schmutz und Schmuddel auf dem Sensor
„Fort, verdammter Fleck, fort, sag ich!“ Kaltschweißig und kreidebleich wie Lady Macbeth werden DSLR-Anhänger vor dem PC, wenn sie bei der Bildbearbeitung kleine, schwarze Punkte sichten: Dann ist in der Regel der Sensor verschmutzt. Um bei Shakespeares Tragödie zu bleiben: „Die Hölle ist finster!“ Wie finster, erkunden Profis mit Testaufnahmen. Sie fotografieren eine helle und möglichst homogene Fläche mit kleiner Blende und verschiedenen Brennweiten. Bei der Überprüfung am Monitor bei 100 % Darstellungsgröße, eventuell noch mit Schwarz-Weiß-Umwandlung, offenbaren sich dann Ausmaß und Art der Verschmutzung. Verändern sich die Punkte mit der Brennweite, liegt der Schmutz auf oder im Objektiv. Bleiben die Punkte trotz der verschiedenen Brennweiten an Ort und Stelle, ist tatsächlich der Sensor betroffen. Viele Fotografen gönnen sich in diesem Falle eine professionelle Reinigung, die Preise bewegen sich um etwa 60 oder 70 Euro. Manchmal wird sie auch kostenlos oder gegen kleines Geld auf Messen bzw. Hausmessen angeboten.
Nicht kaputt putzen
Alternativ kann man selbst Hand anlegen. Reicht der erwähnte Blasebalg nicht aus, lassen sich hartnäckigere Anhaftungen mit Sensor Swabs vorsichtig entfernen. Um das Inspizieren und Säubern des Sensors zu erleichtern, hat der Fachhandel sogar kostspielige LED-Sensor-Lupen im Programm. Abgesehen von den professionellen Reinigungstools sind Muße und eine ruhige Hand vonnöten, abträglich ist dagegen übertriebener Eifer. „Das meiste auf der Welt geht nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch Putzen“, soll Erich Kästner gesagt haben. Die Autoren und DSRL-Profis Adam Juniper und David Newton scheinen die Ansicht Kästners zu teilen. In ihrem Buch „101 Tipps für das Filmen mit der DSRL“ (deutsche Ausgabe 2011 Markt + Technik Verlag) raten sie: “Wenn Sie schließlich an irgendeinem Punkt der Reinigung nur noch drei oder vier kleine Staubflecken auf dem Sensor feststellen können, hören Sie auf! Sie werden des Staubs niemals komplett Herr werden und wenn Sie es weiter versuchen, wird alles eher noch schlimmer.“
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