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Ein Werbefilm für einen kleinen Mittelständler oder für ein Start-up? Vor wenigen Jahren hätten die meisten Budgetverantwortlichen ein solches Vorhaben sofort abgelehnt. Doch heutzutage sind auch für kleinere Firmen Werbe-Clips finanzierbar, sogar futuristisch wirkende mit „Special Effects“. Denn dank künstlicher Intelligenz (KI) muss kein Dutzend Menschen zur Location reisen und Spezialeffekte brauchen keine Hollywood-Workstation-Farm mehr. Der Film entsteht – großenteils jedenfalls – am eigenen Rechner. Die erzielbaren Ergebnisse versetzen mich in Erstaunen, denn KI-Videogeneratoren haben in der jüngsten Vergangenheit einen Riesenschritt gemacht. Und ich bin neugierig, die neuen Möglichkeiten zusammen mit unseren Agenturkunden an einem der folgenden Formate zu erforschen.

Social-Media-Inhalt und
Präsentationen
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Wer aus Bildern oder Text-Prompts (relativ) schnell zu Bewegtbildern für Social Media gelangen möchte, findet zum Beispiel in Pictory ein geeignetes Tool. Als Input eignen sich u.a. auch eure Website oder Slides.

Mit Lumen5 lassen sich (Produkt-)Präsentationen mit Bewegtbild erstellen, die kurzweiliger anzusehen sind als eine Folien-Präsentation.

FAQs und
Erklärvideos

Wenn animierte Erklärvideos gefragt sind, können neben darauf spezialisierten Dienstleistern auch DIY-Tools wie Simpleshow interessant sein. Ähnlich arbeitet auch Doodly. Angenehmerweise können hier auch Menschen, die nicht zeichnen können, einen Erklärfilm erstellen. Vielleicht erfahren die gezeichnet wirkenden Erklärfilme in einer Zeit, in der realistisch anmutende KI-Videos entstehen, eine Renaissance?

Lass stattdessen
Avatare erklären

Liebhaber des Talking-Head-Videos, die nicht selbst vor die Kamera treten möchten, könnten Synthesia oder HeyGen mögen. Solche Tools bieten verschiedene Avatare (hier ein YouTube-Beispiel vom Digitalzentrum Berlin) zur Auswahl und unterstützen viele Sprachen. Und sie können dich anhand von Fotos klonen. Auch Liebhaber von Trickfilm-Figuren oder sprechenden Hunden und Katzen kommen auf ihre Kosten.

Werbe-Clips und
Kurzfilme

Du wolltest schon immer mal einen Film prozuzieren, und sei es ein kleiner Werbefilm fürs Internet? Dann gefällt dir sicher Googles Gemini. Was den Produktionsprozess angeht, ist Runway einen Blick wert. Nutzer von Adobe werden sicherlich Firefly eine Chance geben wollen.

Was solche Tools bewirken können, zeigt der unten verlinkte Kurzfilm „My Robot and Me“.

Die zuvor beschriebenen Anwendungen und auch die Werkzeuge stellen natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Möglichen dar. Und wer welche Tools schlussendlich einsetzen möchte, hängt nicht zuletzt von dem Verwendungszweck, Inhalt und rechtlichen Aspekten ab. Bei Runway zum Beispiel tauchte die Frage auf, ob die Trainingsdaten eine bedenkenlose kommerzielle Nutzung zulassen (siehe z.B. „Von Arte bis ZDF: Runway trainiert KI mit YouTube-Videos“ c’t).

Menschliche Intelligenz entscheidend

Welcher KI-generierte Content wie genutzt werden kann, ist eine Entscheidung, die uns Menschen bleibt. Und Gott sei Dank werden wir in der Welt der KI-Inhalte auch für mehr gebraucht – für Kreativität. Denn KI reproduziert, was sie aus Trainingsdaten gelernt hat, „echt kreativ“ ist sie nicht.

Auch für das Gelingen des unten verlinkten Drei-Minuten-Films „My Robot and Me“ war menschlicher Input das Wichtigste. In dem Video (inkl. Making of) demonstrieren Joanna Stern, Technikjournalistin beim Wall Street Journal, und Filmemacher Jarrard Cole humorvoll, was mit KI heute möglich ist, wenn man eine Portion Kreativität, ein gutes Drehbuch und eine Vielzahl an Tools hat. Und sehr viel Geduld, da die KI-Tools offensichtlich viel Ausschuss erzeugten. Doch schließlich entstand bei dem WSJ-Projekt aus rund 1000 Clips ein humorvoller, filmischer Kurzfilm, der bei Betrachtung auf einem kleinen oder mittelgroßen Display als „real“ durchgehen könnte.

Das Projekt des Wall Street Journals beweist: Das Potenzial, das KI-Videogeneratoren eröffnen, ist enorm. Vom Tutorial bis zum fantasievollen Werbeclip ist heute quasi alles möglich, auch ohne großen Stab an Kameraleuten, Licht, Regie oder Special-Effects-Team. „My Robot and Me“ kam mit einer Mini-Crew aus, die das Meiste am Schreibtisch vollbracht hat.

Joanna Stern zieht ein Fazit „…we can say AI opens up new ways to create things we never could before“. Und sie fügt noch etwas Wichtiges hinzu: „But it can’t replace the craft.“

Deepfakes erkennen: Mancher Tipp von gestern gilt heute nicht mehr

Um es vorwegzunehmen: Ich möchte die Leistung des LMZ-Teams (siehe Video „Fake oder echt?“) nicht schmälern. Was Romy Göhner und Lukas Flad-Stickel im Herbst 2023 zusammengetragen haben, war hilfreich zum Entlarven von KI-Videos. Nur hat sich die Technik seitdem rasant weiterentwickelt. Viele Tipps, die noch vor wenigen Jahren oder gar Monaten galten, sind heute oft nicht mehr gültig. Mittlerweile sind die KI-Tools dermaßen gut, dass 

  • lippensynchrones Sprechen,
  • Mimik und Körpersprache,
  • Lichtsetzung und Details

der Realität sehr, sehr nahe kommen. Auch Stimme und Sound sind oft täuschend echt. Dessen waren sich auch Romy und Lukas bewusst und haben daher einen wichtigen – und immer noch gültigen – Tipp ergänzt: den Quellen-Check. Ist die Quelle seriös? Belegen andere, etablierte Medien den Sachverhalt? Angesichts der steigenden Qualität KI-erzeugter Videos werden wir beim Entscheiden über wahr oder falsch noch aufmerksamer sein müssen als je zuvor.

Anlaufbild KI-generiert mit Canva.com