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Warum verschlägt es einen Studenten der Geschichtswissenschaft zur Pressearbeit? Nicht nur von Freunden und Verwandten bekomme ich diese Frage immer wieder gestellt. Nein, auch ich selbst habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht. Denn seien wir mal ehrlich, die Kreativität, Kommunikationsfreude und Energie, die es als PRler braucht, sind nicht gerade Eigenschaften, die man mit Historikern verbindet.

Wer an Geschichte denkt, denkt an alte Männer in Cordjackets, verstaubte Bücher und verwackelte Schwarzweißaufnahmen von Militärparaden. Zugegebenermaßen machen diese Dinge einen nicht unerheblichen Teil des Ganzen aus. Und bis vor etwa einem Jahr sah ich meine berufliche Zukunft auch genau dort, in einem Archiv oder einem Museum, zwischen all den staubigen Büchern. Doch zum Jahreswechsel 2017/2018 sollte sich das ändern, und ironischerweise spielten auch hier Bücher eine große Rolle. Ich hatte mich über Wochen bei diversen Museen und Archiven für ein Praktikum beworben. Nur beiläufig, sozusagen der Vollständigkeit halber, schickte ich auch eine Bewerbung an einen kleinen, aber namhaften Berliner Verlag, der einen Praktikanten für seine Presseabteilung suchte. Nach und nach trudelten Absagen in mein Postfach. Mitte Dezember hatte ich mich schon auf einen unfreiwillig entspannten Start in das neue Jahr eingestellt, als die Zusage kam: Zwei Monate in Berlin.

Ein Praktikum in Berlin weckt das Interesse

Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie das alles funktionieren konnte. Ich bekam ein begehrtes Praktikum, ohne wirklich Qualifikationen dafür vorweisen zu können. Ich ergatterte ein WG-Zimmer in Berlin mit gerademal zwei Wochen Vorlauf, was vermutlich bis dahin als unmöglich galt. Und was mich am meisten überraschte: Die Arbeit, mit der ich bis dahin so gut wie keine Berührungspunkte gehabt hatte, machte wirklich Spaß. Vom Schreiben von Pressemitteilungen bis zur Betreuung von Lesungen, jeder Tag bot neue interessante Aufgaben. Und während einer Inventur im Lager bekam ich mehr staubige Bücher zu sehen, als ich mir je hätte ausmalen können. Nach acht Wochen in der Hauptstadt war ich angefixt und absolvierte ein weiteres Praktikum mit PR-Bezug bei der Stadt Heidelberg. Im öffentlichen Dienst lernte ich noch einmal ganz andere Facetten der Pressearbeit kennen, etwa wie eine Pressekonferenz geplant wird, wie Öffentlichkeitsarbeit im politischen Kontext aussieht und wie die Zusammenarbeit und Absprache mit verschiedenen Ämtern und Behörden funktioniert.

Vorstellungsgespräch, Zusage und zack bei Press’n’Relations

An diesem Punkt hätte die Praktikumssaison für mich beendet sein können. Ich suchte nicht gezielt nach einer weiteren Stelle und befand mich gedanklich schon wieder an der Uni. Als ich aber Anfang September eines der üblichen Job-Portale überflog, halb aus Interesse halb aus Langeweile, blieb ich an einem Inserat von Press’n’Relations hängen. Eine waschechte PR-Agentur, in Ulm, nur eine kurze Fahrt von meiner Heimatstadt entfernt, suchte einen Praktikanten für den Herbst und Winter. Ich musste mich einfach bewerben, die Chance war zu gut. Und dann ging es ganz schnell: Vorstellungsgespräch, Zusage, Umzug…und jetzt sitze ich schon hier im Büro und schreibe meinen ersten Eintrag für diesen Blog. Die nächsten Monate über werde ich das noch öfter erledigen, genau so wie viele andere interessante Aufgaben. 

Aber um zur Frage vom Anfang zurückzukommen: Wie kommt man nun von der Geschichte zur PR? Eine Portion Zufall gehört wohl dazu. Aber auch der Wille und die Offenheit, sich für neue Dinge zu begeistern. Und genau das werde ich die nächsten Wochen tun.

Christoph Buck