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Welche Frau kennt das nicht: der kritische Blick auf sich selbst. Der Bauch war schon mal flacher, die Haut straffer und die Haare voller. Rund 91 % der Frauen sind laut dem Dokumentarfilm „Embrace“ unzufrieden mit ihrem eigenen Körper. Das Schönheitsideal 90-60-90 gerät immer mehr ins Schwanken und ist in der Modebranche schon längst kein Standard mehr.

Soziale Netzwerke vermitteln falsches Bild

Täglich werden Frauen damit konfrontiert: dem eigenen Schönheitsideal. Bei dem Blick in den Spiegel? Nein, wohl eher auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co. Bildhübsche Influencer, durchtrainierte Frauen in Fitnessklamotten und nicht zu vergessen die super ernährungsbewussten Mamis mit ihren in Rekordzeit trainierten, tadellosen After-Baby-Bodies, gibt es hier wie Sand am Meer. Durch scheinbar sehr natürliche und „mal eben kurz geknipste“ Bilder wird Frauen das Gefühl vermittelt, nicht mehr der Norm zu entsprechen. Was nur den Wenigsten wirklich bewusst ist: Hinter den meisten Posts steckt ein Haufen Arbeit. Ein kleines Bäuchlein, unschöne Dellen oder eine zu große Nase? Mit Photoshop und dem richtigen Belichtungssystem gar kein Problem. Hier wird die Traumfigur in Sekundenschnelle erstellt.

(Copyright Chessie King)

Die Londoner Bloggerin Chessie King gilt auf Instagram als eine erfolgreiche Influencerin. Traumhafte Reisen, sexy Workouts oder romantische Stunden mit ihrem Partner: An all dem lässt die 24-Jährige ihre 321.000 Follower teilhaben. Dem Druck, den ihre vermeintlich perfekten Bilder auf andere Frauen ausüben, sagt sie nun den Kampf an und deckt die vielen Tricks der Blogger auf. Mit Vorher-Nachher Bildern, auf denen sie zeigt wie viel Bearbeitung hinter einem einzigen Post steckt, möchte sie ihre Community wachrütteln.

Ihre Aktion erntet durchweg positive Resonanz, eine Followerin schreibt: „Viele Mädchen sollten das sehen und aufhören, sich zu Tode zu hungern, weil sie unrealistischen Körperidealen nacheifern und unglücklich mit sich selbst sind.“ Doch auch in der Anzahl ihrer Abonnenten macht sich die Aktion der Britin bemerkbar: In den letzten sieben Monaten stieg diese um 90.000.

(Copyright Chessie King)

„Challenges“ auf Instagram

Nicht nur makellose Prominente vermitteln ein falsches Bild, auch viele sogenannte „Challenges“ treiben Frauen an zu hungern. So sorgten 2016 zahlreiche dieser für Aufsehen, indem sie übertriebene Schönheitsideale geradezu feierten.

Hier nur einige der fragwürdigen Wettbewerbe:

  • Die Tigh-Gap Challenge: Hierbei geht es um eine möglichst große Lücke, die im Stehen zwischen den Oberschenkeln entstehen soll. Das Motto: Je größer die Lücke, desto schöner die Frau. Dabei wird das entsprechende Bild mit dem Hashtag #TighGap versehen.
  • Die Belly Button Challenge: Wer es schafft, seinen Arm rückwärts um den Bauch zu legen und dabei seinen Bauchnabel zu berühren, gilt bei dem aus China stammenden Trend als schlank und darf sein Bild mit dem Hashtag „Belly Button“ schmücken.
  • Mit der A4-Challenge geht das Hungern in die nächste Runde: Ziel ist es, seinen Bauch mit einem Blatt in der Größe DIN A4 (Hochkant versteht sich), komplett zu bedecken. Und ja, das geht scheinbar wirklich.

Es ist verständlich, weshalb mehr und mehr Frauen eine falsche Selbstwahrnehmung entwickeln: Tagtägliche Konfrontationen mit Fotos, auf denen nahezu perfekte Körper und Gesichter zu sehen sind, schüchtern ein und treiben an, sich mit diesen zu vergleichen. Der Hang zur Realität geht dabei völlig verloren. Deshalb sollte sich die Frauenwelt bewusst werden, dass Bilder auf sozialen Netzwerken in den meisten Fällen keineswegs natürlich oder real, sondern oft nur reine Inszenierungen sind. Man sollte nicht alles glauben, was man Netz sieht und sich damit erst recht nicht vergleichen, denn unsere Beine sind mindestens genauso lang, unsere Bäuche genauso flach und unser Lachen genauso schön wie die der vielen Blogger. Nur eben ohne Filter 😉

Anita Färber