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Es ist so weit, bald ist Weihnachten. Rasend schnell ist sie wieder daher gekommen, die Vorweihnachtszeit. Immer ist es das Gleiche zum Jahresende, man hetzt und stolpert von einem Termin zum nächsten, versucht noch das eine oder andere Geschäft unter Dach und Fach zu bekommen, noch einen neuen Kunden an Land zu ziehen, alle Geschenke rechtzeitig zu besorgen … und wieder bleibt der Wunsch, einmal eine besinnliche, stille Weihnachtszeit zu verbringen ein unerfüllter.

Auch die Weihnachtsmärkte – für meine Kinder ein absolutes Must – haben wieder Saison. Wobei es neben gebrannten Mandeln, Zuckerwatte und Co. vor allem die „Praterstimmung“ ist, die lockt: Karusselle, elektrisch betriebene Kindereisenbahnen und das Riesenrad, das am Adventdorf des alten Allgemeinen Krankenhauses in Wien bereits Einzug gehalten hat, haben es den Kleinen einfach angetan. Gut, dass wir alle Jetons aufgehoben haben, die im Laufe des Jahres in Manteltaschen oder auch der Waschmaschine aufgetaucht sind – nun können wir sie hier wieder im Weihnachtsdorf eintauschen. Und los geht’s, die Wagons werden bestiegen, die Kinderaugen glänzen, die Tröten hupen – und mit „besinnlich“ wird´s wieder nichts …

Nach dem ersten Geschwindigkeitsrausch geht es dann doch etwas weihnachtlicher zu. Wir verkosten die ersten Maroni, flanieren an den Standln entlang und schauen, was heuer alles feilgeboten wird: kleine glitzernde Engel aus Murano-Glas, Krippen und ihre Figuren, leckere Lebkuchen und handgezogene, wunderbar duftende Bienenwachskerzen. Man kann sogar zuschauen, wie der Docht immer wieder ins heiße Wachs getaucht wird bis eine neue Kerze entsteht. Interessant – man lernt nie aus.

Hier und da noch ein paar Köstlichkeiten probiert und dann wird es auch schon Zeit für den ersten Glühwein oder Punsch. Die Füße sind meist schon recht abgefroren und die Finger klamm, aber der Moment, wenn man endlich das heiße Punschhäferl (Anm. Tasse) in den Händen hält und die Finger langsam wieder aufzutauen beginnen, ist wunderbar. Nach den ersten Schlucken wird es einem meist wohlig warm ums Herz, es riecht nach Zimtstangen und Nelkenduft – Kindheitserinnerungen werden wach. Fast könnte man wieder ans Christkind glauben. Alles ist wie früher, nur der Schnee, der lässt leider immer öfter aus, kein Knistern unter den Schuhen und keine Schneeballschlacht. Vielleicht kommt er ja doch noch.

Einmal im Kreis mit der Manner Weihnachts-Straßenbahn
Weihnachtsmärkte gibt es in Wien viele. Am bekanntesten ist wohl der Wiener Christkindlmarkt vor dem Rathaus. Neben den unzähligen bunten Ständen mit Spielzeug, Süßwaren und mehr oder weniger kitschigem Weihnachtsschmuck gibt es hier auch schöne Wiener Originale zu bewundern. So kann man mit der rosa Manner Weihnachts-Straßenbahn gratis und gut versorgt mit Mannerschnitten um die Ringstraße kreisen. Ein Nostalgie-Erlebnis der besonderen Art. Eine alte, dem Tramwaymuseum entliehene Bahn und ein verkleideter Kontrolleur, der Fahrscheine aus dem Jahre 1966 verschenkt und lustige Geschichten aus dem alten Wien erzählt, sorgen für gute Stimmung. Die Bahnfahrt war ein Hit, ansonsten bietet dieser größte Adventmarkt für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Kitsch und zu wenig Tradition. Auch die mit leuchtenden Herzen behängten Bäume sind nicht ganz mein Stil.

Atemberaubende Kulisse am Karlsplatz
Wesentlich traditioneller geht es da schon auf dem Adventmarkt am Karlsplatz zu (siehe Foto oben). Allein der Anblick des Weihnachtsdorfes vor der hell erleuchteten Karlskirche, einer der bedeutendsten barocken Kirchenbauten nördlich der Alpen, ist überwältigend. Weit ab von Plastikramsch bietet dieser Adventmarkt allerlei Kunsthandwerk, bäuerliche Waren und sogenannten Schau-Standln, bei denen man weihnachtliche Handwerkskunst hautnah miterleben kann. Hier macht das Aussuchen von Geschenken noch so richtig Spaß. Und mit frisch zubereiteten Crepes und Waffeln oben drauf sind auch die Kinder kulinarisch bestens versorgt. Am Platz vor der Kirche, wo im Sommer ein großflächiger Brunnen Erfrischung bietet, hat jetzt das größte Strohlager Wiens eröffnet. Natürlich gibt es auch Tiere in einem Stall zu bestaunen, aber das zweifelsohne größte Highlight für alle Kinder dort ist es, mit dem Stroh Häuser und Iglus zu errichten, sie wieder zu zerstören und an einem neuen Ort wieder aufzubauen – eine endlose Beschäftigungsschleife. Und eine, die den Eltern endlich die Zeit schenkt, in Ruhe ein Gläschen Glühwein oder Punsch zu genießen, während sie entspannt ihre Kinder, vor einer atemberaubenden Kulisse, dabei beobachten können, wie sie lachend durchs Stroh purzeln. Naja, wer weiß, vielleicht wird’s ja doch noch ein besinnliches Weihnachten.