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„Keinesfalls unsichtbar“ titelte die Süddeutsche Zeitung Online am 10.10. in der Kategorie Digital. Gemeint sind damit Facebook-Kommentare auf öffentlichen Seiten, zum Beispiel auch die der Süddeutschen auf Facebook. Stein des Anstoßes war das Flüchtlingsdrama auf Lampedusa – und was so manch „gebildeter“ User dazu von sich gibt. Versteckter Rechtsradikalismus, wie die SZ es nennt, soll hier aber nicht das Thema sein. Es geht darum, wie achtlos viele mit ihren Kommentaren umgehen. Denn der Artikel hat völlig recht: Sie sind keinesfalls unsichtbar.

Nach diversen Datenschutzskandalen sind inzwischen fast alle so schlau, ihr Facebook-Profil den strengstmöglichen Privatsphäreeinstellungen zu unterwerfen. Dass Kommentare auf einer öffentlichen Seite aber wirklich jeder lesen kann, wird oft vergessen – vor allem wenn man sich in Rage schreibt, wie es beim Lampedusa-Thema der Fall war. Und das steht dann da, auf ewig digital festgehalten, wer weiß wo abgespeichert und mit einem selbst verknüpft. Selbst wenn sich der Verfasser im Nachhinein eines Besseren besinnt, wird er das Ding so schnell nicht wieder los. Löschen bringt in den seltensten Fällen etwas und hat eher Häme der Mitdiskutanten zur Folge (inkl. Erwähnung in den entsprechenden Posts, versteht sich), als dass es von später Einsicht zeugt.

Mein erster Gedanke als PRler dazu: Hätten sie mal Social Media Guidelines gehabt. Ok, zugegeben, es war der zweite gleich nach „Wo is’n da’s Hirn?“, aber wären diese fleißigen Kommentatoren im Vorfeld für die Mechaniken von Facebook sensibilisiert gewesen, hätten sie sich – vermutlich – doch etwas zurückgehalten. Viele assoziieren Guidelines für das Verhalten im Netz sofort mit Kontrolle durch den Arbeitgeber, und in manchen Fällen mag das auch durchaus zutreffen. Grundsätzlich sollen sie dem Mitarbeiter aber einen Leitfaden bieten, wie er in den Social Media kommuniziert, wer was lesen kann und was es mit Privatsphäre und Datenschutz auf sich hat. Sie sollen kurzum Aufklärungsarbeit leisten. Das führt nicht nur dazu, dass sich der Mitarbeiter als Mitarbeiter sicher im Netz bewegt und im besten Fall in den Dialog mit seinem Arbeitgeber, aktuellen sowie zukünftigen Kollegen und den (potenziellen) Kunden des Unternehmens tritt. Es hilft ihm auch, als Privatperson die Fettnäpfchen der Sozialen Medien – wie eben das öffentliche Kommentieren – zu umschiffen. Falls Sie also noch keine Social Media Guidelines haben oder sich diese ausschließlich auf „wann darf ich was über das Unternehmen sagen“ beschränken: Tun sie Ihren Mitarbeitern den Gefallen und bewahren Sie sie bestmöglich vor den SoMe Tücken. Denn letztendlich fällt deren Fehlverhalten immer auch auf Sie zurück. Das soll, wie gesagt, nicht heißen, dass Sie sie digital knebeln und fesseln. Betreiben Sie Aufklärungsarbeit, die ihre Mitarbeiter idealerweise so verinnerlichen, dass sie automatisch erst einmal denken, bevor sie tippen. Das schadet nämlich bekannterweise nie – übereilte Kommentare und Posts dagegen oftmals schon.