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IMG_0509Viele Unternehmen haben sich ganz aktuell mit der Frage herumgeschlagen, welches Präsent ihren Kunden und Geschäftspartnern wohl Freude machen würde. Nach etlichen Brainstormings einigt man sich dann in der Regel auf einen der üblichen Verdächtigen: Weihnachtskalender, Grußkarte oder eine symbolische Spende für karitative Zwecke.

Diese Gesten kommen in der Regel gut an und sollen Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Aber tun sie das wirklich? Es ist ganz sicher eine große Freude, jeden Tag in ein Stück leckere Schokolade zu beißen, aber zeigen wir unseren Kunden damit wirklich, was er uns wert ist?

Ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern, aber der eine oder andere Leser unseres Blog-Romans „Lost in Communication“ hat vielleicht schon bemerkt, dass wir uns intensiv mit der Frage nach unternehmerischer Identität beschäftigen. Wie wichtig ist es heutzutage, dass Produkte und Dienstleistungen eine klar erkennbare Persönlichkeit besitzen? Die Kernfrage lautet: Brauchen Produkte Identität – ein eigenes ICH?

Die ProzessPiraten sind der Meinung, dass dem so ist. Denn das Wesen eines Produkts und dessen vertriebliches Potenzial erschließen sich nicht durch die reine Betrachtung von Form, Funktion, Nutzen und Absatzverhalten. Das wäre auch schrecklich. Man stelle sich im Gegenzug vor, der Wert eines Menschen würde sich ausschließlich an seiner angeborenen Intelligenz, seinem Geldbeutel oder seiner Äußerlichkeit festmachen. Zugegeben, dieses Wertesystem kommt trotzdem in so manchen gesellschaftlichen Gruppen zur Anwendung. Aber diese Menschen stehen dann auch auf Plastikbusen und Schlauchbootlippen beziehungsweise Dschungelcamp und Sekt aus der Dose. Nun denn, jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Ich schweife ab. Kurz und bündig: Die ProzessPiraten glauben, dass Produkte erst dann eine authentische Marktstärke und stabile Zukunftsfähigkeit jenseits von trend- und kundengetriebenen „me-too“-Positionierungen erreichen, wenn sich die Identität des Unternehmens in seinen Produkten klar widerspiegelt.

Ich finde, diese Kampfansage GEGEN akute Markt- und Kundenorientierung und FÜR mehr eigene Persönlichkeitsentfaltung klingt super. Nur leider entdecke ich von einer wirksamen Umsetzung dieses Gedankens nur wenig. Wir Marketiers wissen, dass wir uns nicht von allem und jedem fremdsteuern lassen dürfen und dass es potenziell tödlich ist, wie ein blinder Lemming jedem noch so kurzlebigen Trend hinterherzujagen. Und doch geschieht es immer wieder. Jeden Tag. Der Kunde brüllt, der Kunde bekommt. Der Marktforscher schreit, wir laufen hinterher. So schaut’s aus.

Und so kam mir die Idee, meinen Kunden dieses Jahr ein paar Gedanken zu schenken, genauer gesagt: acht Fragen. Sie sollen ein Zeichen meiner tiefen Wertschätzung sein.

Sollte sich zwischen den Jahren je ein Zeitfenster ergeben, indem sie etwas zur Ruhe kommen, wären diese Fragen perfekt geeignet, um sich über Identität im Allgemeinen (aber auch im ganz Speziellen) Gedanken zu machen. Denn was für Unternehmen und Produkte gilt, lässt sich auch auf unser eigenes Leben anwenden.

Wer legt eigentlich fest, ob ich meine Ideen und persönlichen Visionen umsetze, oder nicht?
Wer bewertet, ob ich etwas schaffen kann, oder nicht?
Wer sagt mir, ob etwas gut für mich ist, oder nicht?

Ist das mein selbstbestimmtes Ich oder doch eher meine Schwiegermutter – übrigens eine durchaus liebenswerte, geistvolle Frau, die schon zu Lebzeiten alles weiß, bereits alles gesehen hat und selbstverständlich zu jedem Thema einen professionellen Ratschlag parat hat.

Wer braucht schon Senf, wenn er eine Schweigermutter hat.

In diesem Sinne wünsche ich allen da draußen wunderschöne Festtage

Ihr Adrian Dister

Ach ja, fast vergessen … hier sind noch die acht Fragen. Vielleicht hat der eine oder andere Leser ja Lust, sich in einer stillen Stunde daran gütlich zu tun.

  1. Wo kommst du her?
  2. Was war die Idee, mit der du angetreten bist, als du deine Produkte und Dienstleistungen auf den Markt gebracht hast?
  3. Welche Meilensteine haben deine Herkunft zur Gegenwart gemacht?
  4. Wie hast du die folgenden Ressourcen allokiert: Zeit, Geld, Energie und Talente?
  5. Welche Versprechen hast du deinen Kunden gegeben, damit sie dir vertrauen?
  6. Was hat dich souverän gemacht?
  7. Worin bist du richtig gut?
  8. Wieso glaubst du an dich selber oder würdest du dich eigentlich lieber erschießen?