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Das Herz unserer Kommunikation

Kaum lebt man zehn Jahre in einem Haus, kommt der Komplett-Anbieter für die Kommunikation um die Ecke und will alles ändern:

„Sehr geehrte Frau Müller, die Umstellung von ISDN auf IP-Telefonie steht an.“

Finde ich super, schließlich ist sogar schon zu mir durchgedrungen, dass diese Technik echt viel besser sein soll.

„Leider muss im Zuge dieser Umstellung Ihr alter Vertrag erneuert werden.“

Na ja, so alt ist der doch auch nicht, denke ich noch, als ich lese:

„Wir bitten Sie daher, in den nächsten vier Wochen unsere Servicenummer anzurufen oder Ihren bestehenden Vertrag in einer unserer Geschäftsstellen umzustellen, da wir diesen sonst kündigen müssen.“

Nun bin ich persönlich ja nicht der Typ, dessen Lebensqualität in Zusammenhang damit steht, ob ich immer und überall online bin – trotzdem sehe ich dunkle Wolken im Hause Müller aufziehen. Denn dort wohnen schließlich auch meine Kinder und ein Ausfall des Internets wird daher schon mal als erdbebenähnliche Katastrophe wahrgenommen. Da muss der Student just dann natürlich dringend etwas „recherchieren“ (spielt irgendein Online-Game) und die Tochter im Teenageralter wird schnell zur Hauptfigur eines Dramas (selbst Schiller könnte da noch dazulernen), wenn die neueste Folge der heiß geliebten Netflix-Serie nicht abgerufen werden kann. Damit dieses Drama nicht zur Tragödie wird (mit mir als scheiternder Heldin), muss eine derartige Situation tunlichst vermieden werden. Und da ich tief im Herzen eben doch ein Schwabe bin, nutze ich diese Umstellung doch gleich einmal, um Preise zu vergleichen – zahlreiche Portale machen es möglich. Doch das hatte ich mir einfacher vorgestellt: Welche Datenmenge muss ich denn in einem normalen Haushalt pro Sekunde herunterladen können? Brauche ich tatsächlich noch eine Flat ins deutsche Festnetz? Und was bedeutet 40,0 Mbit/s Upload? Die angebotenen Pakete passen auch nie wirklich: 100 TV-Sender inklusive lese ich. Toll, wir sehen aber über Satellitenschüssel fern und dafür stehen uns über 1.000 Sender zur Verfügung (was ich auch nur dann merke, wenn ich einen Kanal suche, der plötzlich auf Platz 941 gerutscht ist). Der regionale Energieversorger bietet ebenfalls Internet und Telefonie an. Ich freue mich, denn das möchte ich gerne unterstützen, doch: Das Angebot besteht leider nicht in unserem Wohngebiet. Bei manchen bekomme ich den Router umsonst dazu, andere verlangen eine monatliche Miete. Oh je, brauche ich jetzt auch einen neuen Router? Wer schließt den an? Völlig entnervt gebe ich auf.

Nach einer Umfrage unter den Kollegen am nächsten Tag weiß ich zumindest, dass zwei Anbieter besonders beliebt sind, da sie als zuverlässig gelten (unserer ist glücklicherweise dabei). Unser Technik-Profi Thomas beantwortet mir alle Fragen mit einer Engelsgeduld – hierfür noch einmal ein herzliches Dankeschön –  macht mir aber unmissverständlich klar: „Wenn Ihr Filme und Serien streamt, dann brauchst Du auf jeden Fall ordentlich Geschwindigkeit und Datenvolumen im Download.“ Monika, die mittlerweile auch Erfahrung mit Halbwüchsigen hat, gibt ihm Recht: „Das Geschrei willst Du nicht haben, wenn eins der Kinder Netflix schaut und das andere deswegen nicht mehr im Netz surfen kann.“ Recht hat sie.

Es hilft alles nichts. Nachdem mich die Online-Recherche eine Flasche Wein und zu viel Nerven gekostet hat, ich Gespräche mit Hotline-Mitarbeitern aber überhaupt nicht ausstehen kann, bleibt mir nur eins übrig: Ich werde mich wohl in die nächste Geschäftsstelle meines Anbieters begeben, meinen Vertrag erneuern und hoffen, dass ich nicht übervorteilt werde. Wie lange war gleich wieder die Vertragslaufzeit?