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pnr_desiree_mueller_20161111_01Die Amerikaner haben gewählt und der Wahlkampf ist überstanden. Über die Kandidaten Donald Trump und Hillary Clinton ließ sich ja hervorragend streiten, aber als PRler habe ich mir das Spektakel rund um den US-Wahlkampf natürlich noch aus einem anderen Blickwinkel angeschaut – nur um festzustellen, dass die Vorgehensweise erschreckend manipulativ war und nahezu alle Ingredienzen der Propaganda aufwies.Dabei mangelte es nicht an Profis. Sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump hatten erfahrene „communication directors“ an ihrer Seite, die wiederum ein ganzes Orchester bestehend aus „press secretaries“, „deputy press secretaries“ sowie „press assistants“ und unbezahlten „volunteers“ dirigierten. Mit einem solchen Stab dürfte doch einer klar definierten Kommunikation mit sauber und verständlich für die Wähler aufbereiteten Fakten nichts im Wege stehen, oder? Leider war dem nicht so, weshalb ich mich einmal mit einem altbekannten Werkzeug der Kommunikation befassen möchte – der Propaganda.

Bei den meisten von uns ist der Begriff aufgrund der deutschen Geschichte eindeutig negativ besetzt, dennoch möchte ich versuchen, ihn zunächst einmal rein analytisch zu betrachten. Abgeleitet aus dem lateinischen propagare, was soviel bedeutet wie „ausbreiten oder verbreiten“, versucht die Propaganda das Denken, Handeln und Fühlen gezielt zu beeinflussen. Diese Versuche gibt es sicher schon seit Beginn der zivilisierten Menschheit, aber professionalisiert wurden sie im letzten Jahrhundert.

Edward Barneys, einer der Väter der Public Relations sowie des Marketings, widmete dem Thema bereits 1928 ein Buch. Darin steht folgendes: „Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen, ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert, von denen wir nie gehört haben.“

 Barneys nutzte diese Manipulation im Rahmen des Marketings, um für seine Kunden bei der Bevölkerung Begehrlichkeiten zu wecken und so den perfekten Konsumenten zu erschaffen. Ihm haben wir beispielsweise zu „verdanken“, dass Rauchern das Gefühl von Freiheit impliziert wurde – und trotz all dem Wissen, wie unfrei man mit einer Nikotinsucht tatsächlich ist, hält sich diese Manipulation immer noch hartnäckig.

Doch schon bald hielt Barneys Propaganda auch in der Politik Einzug. Wenn man Massen dazu bewegen konnte, bestimmte Produkte zu kaufen, dann müsste man sie doch auf die gleiche Weise politisch lenken können. Dabei waren die Ziele der politischen Propaganda ethisch betrachtet oftmals positiv: Kampagnen, die dazu führten, dass Deutschland eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz sowie beim Ausbau der Erneuerbaren Energien einnimmt, sind auf keinen Fall negativ zu beurteilen. Dennoch handelt es sich auch hier um Propaganda, denn charakteristisch für sie ist, dass sie die verschiedenen Seiten einer Thematik nicht darlegt – in diesem Fall wurde die Problematik des Abbaus bestehender Atomkraftwerke nicht aktiv diskutiert.

Die Propaganda ist also Teil unseres Lebens geworden, auch wenn sie nicht immer sofort als solche erkennbar ist – so wie im letzten Wahlkampf der USA, in dem bewusst Lügen verbreitet wurden und die Kandidaten sich gegenseitig denunziert haben. Auch wenn wir glücklicherweise noch keine amerikanischen Verhältnisse haben: Im Hinblick auf die Bundestagswahl im nächsten September kann ich nur jedem ans Herz legen, nicht allen Aussagen blind zu vertrauen. Darüber hinaus sollte jeder Vorsicht walten lassen, wenn im Wahlkampf zu sehr auf Emotionen gesetzt wird. Wir leben schließlich in einem Zeitalter, in dem es kein Hexenwerk ist, an die Fakten zu gelangen.