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Wenn in Abhandlungen, Büchern oder Ratgebern über Formen der beruflichen Zusammenarbeit in Unternehmen geschrieben wird, nehmen die Autoren gern Begriffe aus der klassischen Musik, genauer aus der musikalischen Aufführungspraxis in Anspruch. Da gibt es den je nach Temperament tyrannischen oder umarmenden, pedantischen oder schwelgerischen Dirigenten. Oder die kapriziöse Primadonna, den tiefsinnigen Pianisten. Nicht nur die jeweilige Instrumentengattung sorgt von Streichern über Holz- und Blechbläser bis zu den Schlagzeugern für mehr oder weniger Differenzierungen. Auch innerhalb dieser Gruppen gibt es Abstufungen von den hinteren Reihen bis hin zur Solistin bzw. zum Solisten. Wer die erste Geige spielt, witzelt gern über Bratschisten und andere, und das Blech ist immer zu laut. Das gilt übrigens auch für andere Musikgattungen – egal, ob Jazz oder Folk, Rock oder Pop. Übertragen auf die Arten, wie Menschen in anderen Organisationen zusammenarbeiten, bietet das musikalische Treiben einen reichhaltigen Fundus verblüffender Ähnlichkeiten und Entsprechungen.

Wer jetzt vermutet, ich suchte nach begrifflichen Brücken und diplomatischer Rückendeckung, um die Eigenschaften meines Blog-Wichtels darzustellen, liegt richtig. Denn mein Blog-Wichtel ist ein großer Musikfreund und spielt recht aktiv ein Instrument. Und er ist mein Chef.

Uwe Pagel

Uwe Pagel in jungen Jahren, als Firmengründer (2001) und heute, fest im PR-Sattel.

Die lange Einleitung dient aber weniger, für die Position des allwissenden und immer rechthabenden Dirigenten wohlmeinende Beschreibungen zu finden. Stattdessen hilft sie mir, den Gründer und Geschäftsführer von Press’n’Relations von der Instrumentenseite her zu charakterisieren. Er brilliert beruflich nämlich weniger durch lisztartige Klavierakkorde oder hendrixclaptonpageähnliche Gitarrenriffs. Ebenso wenig gehört er zu den nebelwerfenden Keyboardern, geschweige denn zu ekstatisch hampelnden Schlagzeugern. Seine Stärken sind anderer Art und lassen sich eigentlich ganz kurz in einem Satz zusammenfassen. Mit diesem wollte ich ja eigentlich auch gleich als ersten Satz beginnen, aber weil … Nun ja, erwiesenen Autoritäten gegenüber begegne ich preußisch Sozialisierter doch schon mit einigem Respekt. Aber da mir nun nichts zutreffenderes einfällt … seis drum:
Uwe Pagel ist ein cooler Hund, denn er spielt E-Bass!

Uwe Pagel

General Bass in Aktion.

Und so, wie der Generalbass oder Basso continuo das harmonische Gerüst in der Barockmusik bildete, so grundiert er in seiner Freizeit die Rhythmen der Band „La Porta Accanto“: nicht nach vorne in den Mittelpunkt drängend, sondern sonor und zurückhaltend aber immer allgegenwärtig. Bassisten in Bands haben ja eine einzigartige Sicht auf Dinge, nämlich von hinten. Ganz vorne stolziert meist der Sänger, daneben post der Gitarrist, hinten aber steht der Bassist und gibt den Rahmen. Zum Nachdenken haben Bassisten viel Zeit, denn ihre Aufgabe ist oft eher von prosaischen Herausforderungen geprägt, wenn zum Beispiel lange Passagen mit einem simplen Riff und drei Tönen zu überbrücken sind.

Damit bin ich nach langatmiger Hinführung endlich mitten im Zentrum meiner Eindrücke von ihm. Denn diese Eigenschaften, diese Haltung, zeigt Uwe Pagel auch inmitten seines PR-Teams im beruflichen Alltag. Statt diktierter Vorgabenerfüllung durch strikte Begrenzung gibt er seinen Mitarbeitern Raum und Möglichkeiten, sich zu bewegen, zu entfalten und Verantwortung gegenüber den Kunden zu übernehmen. Völlig entgegen gesetzt dem Bild des auktorialen Dirigenten scheint tief im seinen Inneren ein zivilisierter Anarchist im besten bürgerlichen Sinne zu wirken, dem externe Begrenzungen und starre Regelbefolgung verdächtig sind. Viel lieber zieht er es vor, dem der Klänge und Worte innewohnenden Wesen und Wegen zu folgen … Aber genug der Spätromantik!

Um eine weitere Eigenschaft von Uwe Pagel im PR-Berufsalltag zu beschreiben, möchte ich die Musikweltmetaphern noch einmal bemühen. Er hat immer die Fakten im Blick, die reale Geschichte – das, was passiert ist. Als Meister des journalistischen Ausdrucks lässt er sich da kaum blenden und beeindrucken von breiten Klanggirlanden und leerem Sound. Inmitten donnernder Marketingbegriffsgewitter und volltönenden Präsentationen hört er untrüglich die eigentlich melodieführende Linie heraus und stellt leise und gewissenhaft – gewissermaßen mit Blick auf den Partiturauszug – mit leicht heiserer Stimme nüchterne Fragen. Ist aber die Faktenlage klar und deutlich, versteht er es, die Story bzw. die Melodie samt passender Orchestrierung zu wählen – natürlich im Sinne des Kunden. Meine bisherigen eiertänzerischen und begriffsbarocken Ausführungen hätte er sicher binnen kürzester Zeit auf nur einen Absatz prägnanter Sätze gekürzt.

Um eine im PR-Geschäft sehr wertvolle Eigenschaft beneide ich ihn besonders: seine unerschütterliche Seelenruhe. Die zeigt sich vor allem dann, wenn es hoch hergeht. Etwa dann, wenn ein Artikel oder ein Statement samt CEO-Freigabe binnen zweier Stunden in der Redaktion vorliegen muss. Oder wenn er mal eben in einer 15-minütigen Konferenzpause oder im Zug die Pressemeldung eines Kunden über einen große Firmenübernahme auf der Recherche-Grundlage eines kurzen Telefonats verfasst. Als ausgebildeter Radio-Journalist, der sekundengenaue Rundfunk-Beiträge gesprochen und geschnitten hat, beherrscht er sein Text-Instrumentarium genauso lässig, wie Cliff Burton, John Entwistle oder Steve Harris ihre Basslinien. Äußerliche Ähnlichkeiten mit diesen zeigt unser Firmenlenker vor allem dann, wenn er mit leichten i-Pad-Wischbewegungen die eben geschriebene Pressemeldung via kundenspezifische Presseverteiler wie nebenbei ganz cool an die Medien versendet.

Uwe Pagel

Anleitung zum Glücklichsein: Uwe Pagel kocht im Ulmer Gasthaus Pflugmerzler.

Selten, sehr sehr selten neigt mein Chef aber auch zu klaren und nicht zu überhörenden Bemerkungen, die je nach Anlass zwischen Ironie und Empörung schwanken. Das ist meistens dann der Fall, wenn schlechter oder nicht richtig temperierter Wein ihm im Gaumen schwappt oder das Essen nicht warm oder scharf genug vor ihm auf dem Teller liegt. Harmonieren die kulinarisch-gastronomischen Bedingungen jedoch, dann … ja dann sieht man ihn lächeln, lächeln und sehr leise brummen.

 

 

 

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„Der Generalbass besteht aus der tiefsten Instrumentalstimme (Basslinie) in Verbindung mit zur Melodie und zum musikalischen Ablauf passenden Akkorden. Diese werden nicht ausgeschrieben, sondern durch Ziffern und andere Symbole angegeben, die über oder unter die Noten der Generalbassstimme geschrieben werden (Bezifferung). Die genaue Realisierung der Akkorde ist damit dem Spieler überlassen und ist oft improvisiert.“ (Quelle: Wikipedia)